Igel sind dämmerungs- und nachtaktive insekten-fressende Winterschläfer. Sie gehören erdgeschichtlich zu den ältesten noch existierenden Säugetierformen. Ihre Vorfahren lebten schon vor etwa 65 Millionen Jahren, ihr jetzigen Aussehen besitzen die Stacheltiere seit circa 15 Millionen Jahren.
In Deutschland lebt der Braunbrust- oder Westigel, sein wissenschaftlicher Name ist Erinaceus europaeus Linné 1758.
Erwachsene Igel haben eine Körperlänge von 24 bis 28 cm und wiegen zwischen 800 und 1500 Gramm. Männchen sind im allgemeinen schwerer als Weibchen. Das einzig sichere äußere Merkmal zur Unterscheidung von Männchen und Weibchen bilden Lage und Form der Geschlechtsorgane. Die Penisöffnung der Männchen sieht man als kleines knopfförmiges Gebilde etwa da, wo man den Nabel vermuten würde. Die Scheide der Weibchen dagegen erkennt man unmittelbar vor dem After.
Durch ihr Stachelkleid unterscheiden sich die Igel von allen anderen einheimischen Tieren. Igel besitzen bei der Geburt bereits an die 100 zunächst in die aufgequollene Rückenhaut eingebettete weiße Stacheln, ausgewachsene Tiere haben rund 6000 bis 8000 Stacheln. Bei unmittelbarer Gefahr oder Berührung rollen sich Igel mithilfe eines Ringmuskels ein und richten die Stacheln auf. Lesen Sie mehr unter Stachelkleid.
Mit ihrem hervorragenden Geruchssinn finden Igel Nahrung und Artgenossen. Das Gehör ist ebenfalls ausgeprägt, es reicht weit in den Ultraschallbereich hinein. Das Sehvermögen ist dagegen nur mäßig.
Bei Gefahr fauchen, puffen oder tuckern Igel. Selten hört man ein helles Keckern oder ihre lauten Schmerzens- oder Angstschreie, die an das Kreischen einer Eisensäge erinnern.
Ein zusätzliches Sinnesorgan ist das Jacobsonsche Organ. Begegnet einem Igel ein ihm unbekannter Geruch oder Stoff, etwa frische Farbe, beriecht und bekaut er diesen, bis schaumiger Speichel entsteht. Nach der Prüfung des Materials spuckt er den Speichel unter großen Verrenkungen auf seinen Rücken. Diese Eigenart der Igel hat natürlich nichts mit Tollwut zu tun.
Das Igelskelett entspricht dem anderer Säugetiere und ist im Gegensatz zum Stachelkleid ganz unauffällig.
Die Hauptnahrung der Igel sind Laufkäfer, Regenwürmer und die Larven von Nachtschmetterlingen. Ohrwürmer sind eine besondere Delikatesse, während ihnen Asseln nicht besonders gut schmecken. Außerdem fressen sie auch Schnecken, Hundert- und Tausendfüsser, Spinnen und sonstige Insekten. Pflanzliche Nahrung nehmen Igel nur zufällig auf, etwa wenn an einem Regenwurm noch etwas Gras haftet. Igel fressen kein Obst und kein Gemüse!
Je nach Witterung und Klima liegt die Paarungszeit zwischen Mai und August. In Deutschland werden rund 80 % aller Igel in den Monaten August und September geboren. Zweitwürfe sind nicht aller Beobachtung nach äußerst selten.
Nach einer Tragzeit von 35 Tagen kommen durchschnittlich vier Junge zur Welt. Bei der Geburt der 12 bis 25 Gramm schweren Igelbabys sind Augen und Ohren geschlossen, sie haben aber schon etwa 100 Stacheln. Im Alter von 14 Tagen beginnen sich Augen und Ohren zu öffnen, nach drei Wochen stoßen die Zähnchen durch. Die Igelin säugt die Kleinen 42 Tage lang, und zwar tagsüber, denn nachts geht sie auf Nahrungssuche. Im Alter von 25 Tagen verlassen die Jungen erstmals das Nest und unternehmen kleinere Ausflüge, bei denen sie damit beginnen, auch feste Nahrung aufzunehmen. Weder begleitet sie die Mutter auf der Futtersuche, noch zeigt sie ihnen, wie sie welche Nahrung erbeuten können. Mit sechs Wochen sind die Jungtiere selbständig und zerstreuen sich allmählich. Die Männchen haben mit der Aufzucht der Jungen nichts zu tun. Weitere Informationen finden Sie unter Fortpflanzung.
Igel mit weißen Stacheln kommen immer wieder vor. Die Ursache der Weißfärbung beruht auf einem Pigmentmangel. Weder die Lichtempfindlichkeit der Augen noch die der Haut wirkt sich auf ein nachtaktives Tier wie den Igel ungünstig aus. Außerdem ist das Stachelkleid meist so verschmutzt, dass ein Albino oft erst auf den zweiten Blick erkannt wird. Die Igel werden geschlechtsreif und vermehren sich wie ihre braun-grau gefärbten Artgenossen. Die Mutationen bleiben aber wie bei anderen Tieren Ausnahmen und setzen sich in der Natur offensichtlich nicht dauerhaft durch.
Wenn Sie Albino-Igel im Freien beobachten oder solche Igel in Gefangenschaft oder in einer Igelstation sehen: Unterstützen Sie die Igelforschung und füllen Sie unseren Online-Albino-Fragebogen aus!
Zur Überbrückung der nahrungsarmen Monate halten Igel Winterschlaf. Bis zum Herbst fressen sie sich ein Fettpolster an, das als Energiespeicher dient. Dank der auf ein Minimum herabgesetzten Körperfunktionen können sie damit bis zu einem halben Jahr ohne Futter auskommen. Im Winterschlaf ist ihre Herztätigkeit von ca. 180 Schlägen pro Minute auf etwa 8 Schläge pro Minute verringert; sie atmen lediglich 3 – 4mal anstatt 40 – 50mal pro Minute. Die Körpertemperatur sinkt von 36 Grad auf 5 Grad ab, ist aber immer höher als die Umgebungstemperatur. Während des Winterschlafs verlieren die Igel 20 bis 40 % ihres Körpergewichts. Informieren Sie sich genauer unter Winterschlaf.
Igel können ein Alter von etwa sieben Jahren erreichen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt jedoch nur bei zwei bis vier Jahren. Die Jungensterblichkeit ist sehr hoch. Menschengemachte Gefahren erhöhen die Sterberate zusätzlich.