Fast alle hilfsbedürftigen Igel, die in menschliche Obhut genommen werden – abgesehen von den meisten verwaisten Igelsäuglingen – sind krank. Auch die sogenannten „Herbstigel“ sind so gut wie immer nicht „nur“ untergewichtig, sondern leiden z.B. meistens an einem übermäßigen Befall mit Innen- und/oder Außenparasiten.

Beachten Sie im Umgang mit Igeln die Grundregeln der Hygiene! Waschen Sie sich nach jedem Kontakt gründlich die Hände!

Kranke Igel brauchen fachmännische Hilfe – Futter und eine warme Unterkunft genügen nicht!

Grundsätzlich ist zu beachten, dass jegliche Behandlung eines hilfsbedürftigen Igels erst nach Erreichen der normalen Körpertemperatur (ca. 36° C) erfolgen darf!

Veterinäre und erfahrene Igelpfleger verweisen wir auf unser Handbuch Igel in der Tierarztpraxis, die von einer mit Igelpatienten sehr erfahrenen Tierärztin verfasst wurde. Diese Fachpublikation wird mit jeder Neuauflage aktualisiert.

Als Hilfe für Diagnostik und Therapie empfehlen wir außerdem das Buch Parasitosen und Mykosen des Igels.

Beide Veröffentlichungen können mit unserem Online-Bestellformular geordert werden.

Igelpfleglinge sollen grundsätzlich einzeln untergebracht werden. Nur Wurfgeschwister können anfangs (bis etwa 250 – 300 g Körpergewicht) zusammen bleiben. Die Einzelhaltung ist Voraussetzung für die Gesundung der Tiere und sie beugt der Ansteckungsgefahr unter den Igeln vor; sie entspricht im Übrigen der Biologie des Einzelgängers Igel. Mehr dazu können Sie auf der Seite über die richtige Unterkunft für Igelpfleglinge nachlesen.

Der Finder sollte den Igel genau auf Verletzungen untersuchen. Dazu muss man auch Kopf, Bauchseite und Beine inspizieren. Ist der Igel verletzt, so sollte man den stachligen Pflegling umgehend einem Arzt vorstellen. Die Versorgung eines verletzten Tieres ist Sache des igelkundigen Tierarztes und / oder einer erfahrenen Igelstation.

In der warmen Jahreszeit findet man Fliegeneier und -maden in Wunden, aber auch in den Körperöffnungen (Ohren, Mund, After etc.) unverletzter, jedoch kranker und schwacher Tiere. Diese müssen unverzüglich entfernt werden. Fliegeneier sind weißliche, etwa 1,5 mm lange aneinanderklebende Stäbchen, Fliegenmaden kleine weißliche Würmchen. Man sammle sie sehr sorgfältig mit der Pinzette ab.

Igelflöhe lassen sich am besten mit einem speziellen Spray – aus der Zoohandlung oder vom Tierarzt entfernen. Für junge / schwache Igel wird man nur ein mildes Präparat wählen, dessen Wirkstoff das Tier nicht zusätzlich angreift. Man sollte keine Puder zur Entfernung der Außenparasiten verwenden! Puder klebt zwischen den Stacheln und den Pfötchen, wird unter Umständen ins Futter getragen und mitgefressen.

Zecken sollte man nicht mit Öl, Nagellack oder Klebstoff behandeln! Man fasst sie mit einer Pinzette möglichst dicht an der Haut des Igels und zieht sie ruckartig heraus.

Igelpfleglinge sollten nur in absoluten Ausnahmefällen gebadet werden, denn diese Prozedur stresst sie zusätzlich zu Schwäche und Gefangenschaft.

Igelstation und Tierärzte helfen bei der Entfernung der Parasiten.

Weist ein Igel keine äußeren Verletzungen auf, dann sind wahrscheinlich Innenparasiten an seiner Schwäche und Magerkeit schuld. Zu den Innenparasiten zählen Lungenhaar- und Lungenwürmer sowie Darmhaar- und Darmsaugwürmer. Auch Kokzidien und Bandwürmer gehören dazu. Ein geringer bis mittelgradiger Befall mit Innenparasiten ist bei Wildtieren normal; ein Massenbefall jedoch, gar verbunden mit Nahrungsmangel oder Schwächung durch Säuglingsaufzucht, kann tödlich sein. Nahrungsverweigerung, Husten oder röchelndes Atmen deuten z.B. auf einen massiven Lungenwurmbefall hin.

Deswegen müssen die meisten hilfsbedürftigen Igel gegen Innenparasiten behandelt werden.

Hinweis: Der Wirkstoff Doramectin (Handelsname „Dectomax“), erprobt zur Entwurmung von Heim- und Nutztieren, wirkt bei Parasitenbefall des Igels nur gegen den Lungenwurm Crenosoma str., ist aber hier nachweislich weniger schnell erfolgreich als der Wirkstoff Levamisol (Handelsnamen Levamisol 10%, Belamisol 10%, Nematovet 10%), der aufgrund seiner „Nebenwirkung“, den Appetit der meist abgemagerten schwachen Igel anzuregen, zusätzlich zur Genesung der Tiere beiträgt! – (vergl. Broschüre „Igel in der Tierarztpraxis“ und „Krankheiten der Heimtiere“ 7., vollst. überbearb. Aufl. 2008.)

Durch eine Kotuntersuchung kann man feststellen, an welchen Parasiten das Tier leidet. Man sammelt den Kot mehrerer Tage, möglichst weiche bis flüssige Teile – und lässt sie bei einem parasitologischen Institut, beim Tierarzt oder in entsprechend ausgerüsteten Igelstationen untersuchen. Dann kann man den Igel gezielt behandeln!

Schorfige Beläge auf der Haut oder erheblicher Stachelausfall deuten auf Hauterkrankungen hin. Diese können ganz verschiedene Ursachen haben. Milben oder Pilzbefall können beispielsweise Grund für Stachelausfall und Hautveränderungen sein. Da der Igelfinder die Ursache nicht ohne weiteres erkennen kann, ist Hygiene im Umgang mit dem Igelpflegling höchstes Gebot! Einige Hauterkrankungen (Mykosen) sind auf den Menschen übertragbar – daher sollte der Pfleger unbedingt stachelsichere Handschuhe beim Umgang mit dem Igel tragen! Diagnose und Behandlung des Igels sind Sache des igelkundigen Tierarztes. Mit Igelpatienten vertraute Veterinäre arbeiten häufig mit einer Igelstation zusammen.

Nicht selten werden bakterielle Infektionen der Lunge und des Darms bei Igeln diagnostiziert. Sie sind häufig Sekundärerkrankungen bei einem durch starken Parasitenbefall geschwächten Tier. Um der Ansteckungsgefahr vorzubeugen, ist peinlich genau auf Hygiene zu achten, wenn mehrere Igelpfleglinge betreut werden. Diagnose und Behandlung des Igels sind Sache des igelkundigen Tierarztes, oft in Kooperation mit Igelstationen vor Ort.

Alte Igel haben oft Zahnstein. Wenn hilfsbedürftige erwachsene Igel in menschlicher Obhut schlecht fressen oder anscheinend nicht fressen können, ist auch eine Untersuchung auf Zahnerkrankungen angebracht. Diagnose und Behandlung des Igels sind Sache des igelkundigen Tierarztes, oft in Kooperation mit Igelstationen vor Ort.

Viele andere Krankheiten können Igel treffen und schwächen. Es gibt etwa Abzesse und Vergiftungen, Lähmungen und Augenkrankheiten sowie Tumoren und Viruserkrankungen etc. etc.

Weitere Krankheitsanzeichen bei Igeln: Grüner, schleimiger, stinkender, mit Blut durchsetzter Kot, Durchfall, Blutungen aus Mund und Darm, Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen, Apathie, Abszesse, Krämpfe (nicht mit plötzlichem Zusammenzucken oder Einrollen des Igels verwechseln!), blasse Schleimhäute oder geschwollene Beine.

Dem mitleidigen Tierfreund ist grundsätzlich der Kontakt zu einer Igelstation und das Aufsuchen kompetenter Kleintierärzte anzuraten, um dem Igelfindling richtig zu helfen.

Ist der stachlige Pflegling gesundet, dann soll der Igel entweder sofort zurück in die Freiheit – dies ist anzustreben – oder er muss je nach Jahreszeit in menschlicher Obhut überwintern und kann erst im nächsten Frühjahr freigelassen werden. Lesen Sie mehr dazu unter Winterschlaf in menschlicher Obhut bzw. unter Auswilderung von Igelpfleglingen.