Hilfsbedürftige Igel findet man zu jeder Jahreszeit. Kranke und verletzte Tiere und in den Sommermonaten aufgefundene verwaiste Igelsäuglinge können ohne sachgemäße menschliche Fürsorge nicht überleben. Der Igelfinder muss sich sachkundig machen, um diesen Igeln von der Pflege bis zur Auswilderung richtig zu helfen. Die Tipps zur Jahreszeit geben einen Einstieg und Überblick zu stets aktuellen Themen in Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
Nicht jeder Igel braucht Hilfe – aber jede Hilfe muss richtig sein!
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Zahlreiche Igel verbringen die Wintermonate in menschlicher Obhut. Sie wurden als schwache, meist kranke Jungigel im letzten Herbst gefunden, und hatten ohne menschliche Hilfe keine Chance, den Winter zu überleben. Medizinisch versorgt und aufgefüttert hielten sie in menschlicher Obhut ihren Winterschlaf. Nun kommt die Zeit des Abschieds: Der Igel ist aufgewacht und soll zurück in die Freiheit.
Selbstverständlich muss man das abgemagerte Tier vor der Freilassung wieder auffüttern. Zwei oder höchstens drei Wochen bei guter fett- und proteinreicher Ernährung reichen aus, damit sich der Pflegling das verlorene Gewicht wieder anfuttert. Wenn der als Jungtier aufgenommene Stachelritter etwa 650 -700g wiegt, ist er für das eigenständige Überleben in der Natur gut gerüstet.
Der Igel soll nach Möglichkeit da ausgesetzt werden, wo er gefunden wurde, am besten in der frühen Abenddämmerung! In den allermeisten Fällen ist der Fundort ein igeltauglicher Lebensraum. Igel haben ein ausgezeichnetes Ortsgedächtnis, sie finden sich besser und schneller in bekanntem Gelände zurecht, als in einem neuen Gebiet. War der Fundort des Igels der eigene Garten oder seine unmittelbare Umgebung, kann man den Igel allabendlich noch ein oder zwei Wochen mit Katzenfutter zufüttern.
Der oft praktizierte „Igel-Tourismus“ ist abzulehnen. Wenn Igel willkürlich „ins Grüne“ gebracht werden, weiß man oft nicht, welche Lebensbedingungen das Tier dort erwarten. Der Eingriff des Menschen in das Leben des Igels muss sich auf das absolute Mindestmaß beschränken! Nur in wenigen Sonderfällen ist eine Umsiedlung des Tiers gerechtfertigt, z.B., wenn am Fundort unmittelbare Gefahr droht, etwa durch eine Baustelle oder auf einer viel befahrenen Straße.
Muss man tatsächlich einen neuen Lebensraum für den Igel suchen, sollte das mit Hilfe von Fachleuten geschehen, die man z.B. bei Igelstationen, Naturschutzvereinen oder der Unteren Naturschutzbehörde findet.
Weitere Informationen finden Sie unter Auswilderung.
Ab Sommerbeginn Juni/Juli haben in wärmeren Gegenden Deutschlands bereits Igelweibchen Nachwuchs, die Hauptwurfzeit der Igel ist in den Monaten August und September.
Meist sind die Nester unter Gebüschen, in Hecken oder unter Laub-/Asthaufen angelegt. Aber auch unter Planen oder anderem Abdeckmaterial können sich Igelnester mit Säuglingen befinden. Solche Standorte sollte man in diesen Wochen belassen, um dem Igel eine erfolgreiche Aufzucht seiner Jungen zu ermöglichen.
Sollten Sie unabsichtlich auf ein Igelnest mit Jungen stoßen, so bitten wir Sie, nichts zu verändern und sich unverzüglich zu entfernen. Igelmütter vertragen Störungen am Nest sehr schlecht. Stress, ausgelöst durch eine Störung, kann dazu führen, dass die Igelmutter ihren Nachwuchs verlässt oder gar tötet. Im besten Falle zieht sie mit dem Nachwuchs in ein anderes Nest um. Auch dies ist für das Muttertier eine Strapaze. „Notnester“ haben zudem nicht die Qualität des ursprünglichen Nestes – weder in Bezug auf den Standort noch in der Ausführung des Nestes. Eine erfolgreiche Aufzucht der Jungen wird dadurch erschwert.
Verwaiste Igelsäuglinge kriechen tagsüber aus dem Nest und melden sich durch vogelähnliches „Gezwitscher“. Sollten Sie verwaiste Säuglinge finden, erhalten Sie weitere Informationen unter Aufzucht verwaister Igelsäuglinge.
Viele Menschen möchten ab Herbstbeginn dem stachligen Garenfreund über den Winter helfen und mancher Tierfreund glaubt gar, jeden gesichteten Igel einsammeln zu müssen, damit er die kalte Jahreszeit überstehe. Zahlreiche Igel werden ohne Notwendigkeit – und daher gesetzwidrig – der Natur entnommen.
Mit naturnah gestalteten, gut zugänglichen Gärten, die Nahrung und Wohnstatt bieten, unterstützt man die Igel am besten. Unter Buschwerk und Hecken finden Igel Nistmaterial und Winterquartier. Zusätzlich kann man den Tieren Unterschlüpfe herrichten, indem man etwa Reisighaufen oder Igelhäuschen an geschützten Stellen platziert.
Insbesondere durch die Einrichtung einer Futterstelle kann man Igeln im Herbst helfen, das nötige Winterschlafgewicht zu erreichen. Dann erübrigt es sich oft, Jungigel in menschliche Obhut zu nehmen, die Anfang November etwa 500 Gramm wiegen sollten, damit sie eine gute Chance haben, den ersten Winterschlaf zu überleben. Aber auch Altigel – etwa Igelweibchen, die durch die Jungenaufzucht Gewicht verloren haben – sind für ein Zubrot in der nahrungsarmen Jahreszeit vor dem Winterschlaf dankbar. Tipps für die Igelhilfe im Garten bieten wir unter Igelfreundlicher Garten.
Kranken Igeln hilft das beste Futter nicht! Wenn ein kleiner Igel dauernd zur Futterstelle kommt und einfach nicht dick und rund wird – dann sind Hilfe für den Igel und Vorstellung bei einer Igelstation und/oder dem Tierarzt angesagt! Mehr dazu finden Sie unter Igel gefunden – was nun?
Die nahrungsarme Zeit überbrücken die Igel, in dem sie Winterschlaf halten. Sie bauen sich unter stützenden Strukturen wie Hecken oder Gebüsch, aber z.B. auch unter Holzstapeln ein warmes Nest, in dem die Temperatur nie unter den Gefrierpunkt sinken sollte. Für die nötige Heizung sorgt der Igel, in dem er das im Sommer und Herbst gespeicherte Körperfett verbrennt. Gleichzeitig hält er damit seinen auf ein Minimum reduzierten Stoffwechsel aufrecht.
Die erwachsenen Igelmännchen legen sich schon recht früh zum Schlafen, ab Ende Oktober ungefähr. Etwa einen Monat danach folgen die Igelweibchen. Noch etwas später begeben sich dann auch die Jungigel in den Winterschlaf. Sie suchen am längsten nach Nahrung, denn nur ein ausreichendes Speckpolster sichert das Überleben.
Allerdings gelingt es nicht allen Jungigeln, sich ein gutes Winterschlafgewicht anzufuttern. So irren im Winter bei Schnee und Frost immer wieder kleine abgemagerte Igel umher, die ohne sofortige menschliche Hilfe zum Tod verurteilt sind. Aber auch hilfsbedürftige kranke, erwachsene Stacheltiere trifft man – meist tagsüber – in der Winterszeit hin und wieder an. Wenn Sie einen hilfsbedürftigen Igel finden, informieren Sie sich Igel gefunden – was nun?
Auf keinen Fall sollte man schlafende Igel aufstören, in dem man z.B. den Holzstapel über Ihrem Nest gänzlich abräumt oder im Herbst versäumte Gartenarbeiten nachholt. Nicht nur, dass sich ein Igel im Winter kein neues Nest mehr bauen kann, schon der Aufwachvorgang kostet viel Energie, denn Körpertemperatur, Kreislauf, Atmung und Herzschlag müssen in relativ kurzer Zeit „hochgefahren“ werden.